Uninteressantes aus dem Alltag/Ernsthaftes über das man lachen kann/Dinge, die jedem passieren können,oder nur mir.
Freitag, 7. Juni 2019
Du musst die Hände ausstrecken.
Kann sich noch jemand an die Kinder erinnern, die im Sportunterricht immer hochmotiviert zeigen wollten wie schnell sie rennen, weit sie springen oder werfen können? Ich war keiner von denen. Sie gaben mir aber Tipps, wie man schneller rennen konnte, "auf Turbo schalten", wie sie es nannten. Ich solle einfach während dem rennen, anstatt mit geballten Fäusten, die Hände austrecken, als würde man sich die Hand reichen, die Arme, leicht gebeugt, am Körper lassen und gleichmässig vor und zurück schwingen. So würde man den Luftwiderstand verringern und, "wie ein Hai im Wasser", durch die Luft schneiden. Ich nickte, lief die zweitschlechteste Zeit und freute mich auf die Pause, kalten Kakao und Käsestange. Auf dem Schulhof gab es nicht viele Möglichkeiten seinen Peinigern aus dem Weg zu gehen, es sei denn, man konnte sich gut verstecken und oder schneller rennen. Ich freute mich so sehr auf Kakao und Käsestange, dass ich mir vornahm der schnellste am Pausenverkauf zu sein und mich den Rest der Pause zu verstecken. Sobald die Schulglocke ertönte, rannte ich los, streckte meine Hände aus, ließ meine Arme am Körper und schwang sie gleichmäßig vor und zurück. Ich konnte den Wind spüren, wie er sich links und rechts an Mittelfinger und Nasenspitze teilte und ich durch die Luft schnitt, als sei ich ein Hai im Wasser, genau wie sie sagten. Es funktionierte tatsächlich. Ich war einer der Ersten, kaufte Kakao und Käsestange und versteckte mich in der Ecke bei den Büschen, die im Sommer,von beiden Seiten, über das Tor des Hinterausgangs wuchsen und deshalb schwer einzusehen war. An diesem Tag hatte die Klasse meiner Peiniger zwei Stunden später Schulbeginn und wie ich feststellen sollte, trafen sie sich am Hintereingang um Zigaretten zu rauchen. Ich wünschte mir, sie mit einem weitaufgerissenen Maul, zu verschlucken und in den Tiefen des Ozeans zu verschwinden. Stattdessen lag ich mit dem Gesicht auf dem Boden, rang nach Luft und zappelte mit den Armen, als wären es Flossen. Der Kakao bildete eine Pfütze neben meinem Kopf und rann langsam auf mich zu. Ich war nie mehr Erster, streckte nie mehr die Hände aber ballte sie zu Fäusten, wann immer ich musste.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen