Mittwoch, 19. Juni 2019

In Sicherheit.

Das Image der bayrischen Polizei könnte besser nicht sein. Täglich geben sie ihr Bestes um mein Leben sicherer zu machen. Öffentliche Orte, an denen Eltern mit ihren Kindern spielen, alte Menschen auf Bänken sitzen, und Mitarbeiter eines Museums oft zu Mittag essen, werden kurzerhand zu gefährlichen Orten klassifiziert. Leider, hatte ich mich zu spät auf der Homepage für gefährliche Orte informiert, und versehentlicherweise, die an diesem Ort geeigneten Sitzgelegenheiten genutzt, um zu lesen.  Selbstverständlich, kamen sofort drei sehr charmant auftretende junge Herren in Zivil, und wiesen mich ausgesprochen freundlich darauf hin, dass ich mich in unmittelbarer Gefahr befände. Sie boten mir an, mich zu meinem eigenen Schutz zu kontrollieren, und meine Personalien festzustellen. Ich fühlte mich außerordentlich sicher, als einer der Herren beinahe versuchte intim zu werden, während wenige Schritte entfernt, zwei kleine Kinder und ihre Mutter fröhlich im Wasserspiel planschten. Ich bedankte mich höflich für meine Rettung, und war froh, befreit von jeglicher Gefahr, mich wieder meiner Lektüre widmen zu können. Hiermit bedanke ich mich in aller Form bei der bayrischen Polizei, die an diesem Nachmittag, durch ihr selbstloses Eingreifen, Schlimmeres verhindern konnte, und mein Leben wieder einmal ein Stück lebenswerter machte, DANKE♡

Sonntag, 16. Juni 2019

Lösch meine Nummer.

Ach Leben, du egoistisches Miststück. Du bist dir immer nur selbst genug, denkst niemals an die, die dich leben, dich aushalten müssen, nur um der scheiß Existenz willen. Du willst dich ständig nur sehen, schmecken, riechen und fühlen, andauernd mit dir selbst beschäftigt auf deinem beschissenen Selbstoptimierungstrip. Was schickes hast du dir einfallen lassen, Evolution hast du es genannt, einen Verstand wolltest du haben, und jetzt wissen wir nicht wohin damit, großartig. Und jeden verlässt du am Ende und nennst es Tod, wenn du genug hast, brichst uns allen das Herz mit deiner Liebe, geh scheißen, bitte. Was brauch ich denn wissen wo die Sterne sind, was oben und unten, was grün ist oder blau, wie heiß eine Herdplatte ist? Die bloße Existenz war dir nie genug, du musstest dich unbedingt versuchen selbst zu begreifen. War es das alles wert, dieser ganze Stress und Schmerz des Erkennens, dass du endlich bist? Wir beide sind fertig, lösch meine Nummer und vergiss meinen Namen, Cheers.

Samstag, 15. Juni 2019

Erster!

Er ist kaum wahrnehmbar, und dennoch, dieser kleine Unterschied, zwischen ihren aerodynamisch geschnittenen, neonfarbenen, 250€ teuren Laufschuhen, den dazu passenden, blendenden  Socken, Arm-und Stirnbändern, Shirts, Shorts, und trainierten Körpern, mit denen sie dich heimtückisch von hinten überholen, dich in ihrer Schweißwolke zurücklassen, die nach Disziplin und Erfolg stinkt, und dir einzig und allein sagen soll: "Ich bin schneller, ich bin schneller als du, und deswegen besser, ich werde immer besser sein, und deshalb immer Erster.",  und deiner dahinsiechenden, verwahrlosten Existenz, auf dem Weg zum Discounter, Schrippen holen, und irgendwas dazu, aber bloß nicht teurer als 0,89€, sonst reicht es nicht für Buttermilch.
Du trägst Sonnenbrille, weil die Sonne scheint, aber natürlich auch, um den Leuten, so frühmorgens, den Tag nicht zu versauen, schließlich sind dir deine Mitmenschen nicht egal. Du betrittst den Laden, um Punkt sieben Uhr. Du bist der einzige Kunde, du bist Erster, HA! 4-5 Schrippen, etwas dazu, Buttermilch. Das Geld is abgezählt, weil du nicht mehr hast. Du stehst an der Kasse, es fehlen 0,09€. Du hast dich verrechnet, oder etwas ist teurer geworden, vermutlich das Zweite. Die Kassiererin sieht dich an, hat Mitleid, winkt ab, und lässt dich gehen. Egal was heute noch passiert, du warst schon mal Erster. Ab jetzt heißt es Gang raus, und laufen lassen.

Mittwoch, 12. Juni 2019

Als erstes verschwanden die Bretter...

Der Kühlschrank im 2. Stock steht immer noch da, also beschloss ich vor ein paar Wochen 80% meiner Möbel in das Treppenhaus vor den Aufzug im dritten zu stellen. Ein kaputtes Regal, einen kleinen Schreibtisch, eine leere Lautsprecherbox, ein Holzschränkchen und einen fleckigen Teppich. Ich wollte es am nächsten Tag in den Keller räumen, aber es schien mir nie der richtige zu sein. Jedes Mal, wenn ich den Aufzug benutzte, lief ich einfach dran vorbei, aber nach Jahren in diesem Haus, fiel mir das überhaupt nicht schwer. Als erstes verschwanden die Bretter des Regals, dann das kleine Schränkchen, und wenn ich Glück habe, und noch ein paar Wochen warte, verschwindet auch der Rest. Ich habe gar kein schlechtes Gewissen mehr, im Gegenteil, ich fühle mich gut. Endlich kann ich den Menschen etwas zurückgeben, endlich hat sich das Aufschieben gelohnt. Die Box, der Teppich und der Tisch sind noch zu haben, ich laufe einfach dran vorbei.

Sonntag, 9. Juni 2019

Seitenwechsel

Der Typ hinter der Bar mieft vor Selbstbewusstsein, dabei ist es nur sein Ego das stinkt, ich kann es riechen, alle können es riechen, selbst das Bier schmeckt danach, klassischer Fall von Selbstüberschätzung. Vielleicht liegt es aber auch an dem Pulver in seiner Nase, oder einfach nur daran, dass er ein Arschloch ist, das passiert nicht selten. Hat man erstmal die Seiten gewechselt, und glaubt sich in einer scheinbaren Machtposition, dauert es meist nicht lange, bis sich Respekt und Anstand verabschieden, das ist nicht immer so, kommt aber recht häufig vor. Plötzlich ist man für etwas verantwortlich und stellt etwas dar, auch wenn es nur darum geht, in einer Kneipe, den Leuten ihr Bier zu verkaufen, immerhin. So viel Macht vertragen die wenigsten, und dann geschieht, was geschehen muss, sie metamorphosieren auf tragische Weise zu einem Haufen Scheiße. Solch ein Verhalten muss selbstverständlich Konsequenzen haben, aber zum Glück, ist das nicht meine Aufgabe. Trinken, kann ich zu Hause auch, da stinkt es genauso.

Freitag, 7. Juni 2019

Du bist ein Held!

Gut, was haben wir da, eins, zwei,.......neun Dosen, yes, das sind 2, 25€, plus die 1,30€ von gestern (zum Glück, hast du die nicht ausgegeben), das macht dann 3, 55€, perfekt, das reicht auf jeden Fall für Essen. Ich bin so froh, früh genug gewusst zu haben was ich werden will,  dass ich keine Probleme habe, das fühlt sich gut an. Ach, Fuck, ich brauch die beiden 0,50C Stücke für die Waschmaschine. Ok, Moment....naja, so lang trägst du das Shirt jetzt auch nicht, vielleicht fünf Tage, geht schon. So, dann schauen wir mal.....ja, es ist schon dunkel, sehr gut, also los und nimm den Müll mit, bitte, es stinkt, danke. Keine Angst, niemand sieht dich, aber etwas beeilen könntest du dich trotzdem, wer weiß was alles passieren ka...shit, der Nachbar, schnell, Straßenseite wechseln und auf's Handy sehen (vielleicht hast du Glück). Wir sind sicher angekommen, tja, Pech gehabt. Mmhh, dieses Neonlicht, wie es meinen blassen Teint und die unterlaufenen Augen in Szene setzt, ich kann es fühlen, ich bin ein wunderschönes Geschöpf. So, erstmal frische Luft in der Tiefkühlabteilung schnappen, dann zweimal Spinat, einmal Feta, einmal Nudeln, und raus hier. Du kennst den Plan, lass dich nicht aufhalten, bewege dich schnell und leise und verschwinde wieder. Ah, der Feta ist im Angebot, wunderbar, dafür gibts ein Snickers an der Kasse.

"Hallo, Sie?"

"..."

"Können Sie mir bitte helfen, ich komm nicht an das Creme fraiche , ich bin so klein, aber Sie sind groß."

"Ich, äh...ja, wie viele denn?"

"Zwei, zwei reichen vollkommen, vielen Dank."

"Hier, bitte."

"Gott schütze Sie."

"..."

OMG, du bist sowas von ein Held. Bitte sag nie wieder OMG, auch nicht bei...nein, einfach nie wieder. Ok, versprochen und jetzt raus hier, schnell.

Du hast es geschafft, sei stolz auf di....du dummes Stück, du hast den Müll vergessen. Du bist ein Nichts, wertlos, sie dich an, du...und wehe, du schreibst diesen Müll auch noch auf.
Wir sehen uns morgen, du Held.

Oh nein!

Oh nein, schon wieder jemand, der sich darüber beschwert, dass "alle" etwas tun und wissen, was sie mit ihrem Dasein in dieser Misere anstellen sollen. "Wir sind schon so lange zusammen, ich glaube wir heir..", will ich gar nicht wissen, ok, lass es einfach. "Wir suchen schon einen Namen, was hältst du von..", Altaa, es ist mir...ach, nenn es doch wie du willst. "Was ist eigentlich mit dir, du bist jetzt auch schon..", komm, bitte, weiß ich selbst. "Sag mal, du und diese, wie ist nochmal ihr Name?", ja, genau, wenn ich das noch wüsste. Wie es weiter gehen soll? Muss es das, ja? Zwangsweise, vermutlich und sowieso, mach mal deine Jalousien hoch und die Fenster auf, du bist erwachsen und es stinkt. Meine Güte, andere haben auch Probleme, andere haben nicht mal Wasser, stell dir das mal vor, du privilegiertes Depressionsmonster. Und jetzt stell dich vor den Spiegel und streichel deinen Bauch, du bist...du bist...ach, morgen vielleicht

Wer hat die Leber bestellt?

Meine Lieblingsbeschäftigung besteht darin, nur mit einem T-Shirt bekleidet, im Bett zu liegen und mir die Sendung Border Control Australia anzusehen. Ich fiebere jedes Mal mit, ob in dem unauffälligen, gepolsterten Oberteil des Mannes, Drogen versteckt wurden oder nicht. Ich liebe es wenn der Beamte wieder einmal seiner Intuition folgt, sich am Schnauzer kratzt und mit einem gnadenlosen You got busted-Blick über seine Brille sieht und sagt: "Wir werden jetzt eine Körperkontrolle durchführen und ein Kollege wird hierfür Ihren Körper abtasten." Ich überlege mir dann immer die absurdesten Möglichkeiten, wie ich denn Drogen schmuggeln würde aber bisher wurde alles schon mal gezeigt. Was soll's, Drogen nehmen hab ich bis jetzt sowieso meistens bereut und man wird ja älter und verträgt nichts mehr. Fast wollte ich letztens zu ein paar jugendlich aussehenden Erwachsenen hingehen und sagen, dass das Pulver welches sie sich da gerade auf ihrem Handydisplay in Linien legen, gar nicht gut für sie sei, doch bevor ich etwas sagen konnte, lehnte ich dankend ab, und beschloss mich stattdessen  ernsthaft zu betrinken. Der gute, aufrichtige, durch Staat, Medien und Gesellschaft anerkannte Rausch, nur echt mit Kippe im Mundwinkel, liegt mir einfach mehr, als 30 Stunden auf meinem Zahnfleisch zu kauen. Wir sehen uns dann spätestens im Krankenhaus wieder, wenn es heißt: Wer hat die Leber bestellt?

Du musst die Hände ausstrecken.

Kann sich noch jemand an die Kinder erinnern, die im Sportunterricht immer hochmotiviert zeigen wollten  wie schnell sie rennen, weit sie springen oder werfen können? Ich war keiner von denen. Sie gaben mir aber Tipps, wie man schneller rennen konnte, "auf Turbo schalten", wie sie es nannten. Ich solle einfach während dem rennen, anstatt mit geballten Fäusten, die Hände austrecken, als würde man sich die Hand reichen, die Arme, leicht gebeugt, am Körper lassen und gleichmässig vor und zurück schwingen. So würde man den Luftwiderstand verringern und, "wie ein Hai im Wasser", durch die Luft schneiden. Ich nickte, lief die zweitschlechteste Zeit und freute mich auf die Pause, kalten Kakao und Käsestange. Auf dem Schulhof gab es nicht viele Möglichkeiten seinen Peinigern aus dem Weg zu gehen, es sei denn, man konnte sich gut verstecken und oder schneller rennen. Ich freute mich so sehr auf Kakao und Käsestange, dass ich mir vornahm der schnellste am Pausenverkauf zu sein und mich den Rest der Pause zu verstecken. Sobald die Schulglocke ertönte, rannte ich los, streckte meine Hände aus, ließ meine Arme am Körper und schwang sie gleichmäßig vor und zurück. Ich konnte den Wind spüren, wie er sich links und rechts an Mittelfinger und Nasenspitze teilte und ich durch die Luft schnitt, als sei ich ein Hai im Wasser, genau wie sie sagten. Es funktionierte tatsächlich. Ich war einer der Ersten, kaufte Kakao und Käsestange und versteckte mich in der Ecke bei den Büschen, die im Sommer,von beiden Seiten, über das Tor des Hinterausgangs wuchsen und deshalb schwer einzusehen war. An diesem Tag hatte die Klasse meiner Peiniger zwei Stunden später Schulbeginn und wie ich feststellen sollte, trafen sie sich am Hintereingang um Zigaretten zu rauchen. Ich wünschte mir, sie mit einem weitaufgerissenen Maul, zu verschlucken und in den Tiefen des Ozeans zu verschwinden. Stattdessen lag ich mit dem Gesicht auf dem Boden, rang nach Luft und zappelte mit den Armen, als wären es Flossen. Der Kakao bildete eine Pfütze neben meinem Kopf und rann langsam auf mich zu. Ich war nie mehr Erster, streckte nie mehr die Hände aber ballte sie zu Fäusten, wann immer ich musste.

The person you have called is temporary not available.

Meine Klingel ist ständig aus und mein Telefon stumm. Ich brauche viel Zeit für mich. Ich zähle täglich zwei Stunden die Haare, die ich verliere und ordne sie von Braun nach weniger Braun zu Grau oder versuche mich für einen Fuß zu entscheiden, um endlich auf die Toilette gehen zu können. Im Laufe des Tages fällt mir dann ein, dass ich darüber schreiben könnte und halte mich mit Schreiben vom Schreiben ab (natürlich muss auch ich ein Buch schreiben, logisch). Ich weiß nicht was Eskapismus bedeutet, aber Leute sagen mir ich sei auf dem richtigen Weg. Also gehe ich los, kaufe mir ein Päckchen Brause, Zigaretten, Wodka und lege mich auf eine Bank in den Park, bis jemand fragt, ob hier noch frei ist und gehe wieder nach Hause. Das Leben verwirrt mich und manchmal bekomme ich Angst. Bis morgen dann, ok?

Ich liebe den Frühling.

Manchmal, wenn ich gute Laune habe, die Sonne scheint und das Grün der Bäume, so frisch ist, dass es fast von den Blättern tropft, gehe ich in den Park und versuche mit frisch verliebten Pärchen ins Gespräch zu kommen.
Ich frage sie höflich, ob sie die Uhrzeit hätten und während sie ihre Handys suchen oder auf ihre Uhren sehen, sage ich schnell so Sachen wie: "Ihr beide habt wirklich eine tolle Energie, ihr wirkt so entspannt und gelassen, es war bestimmt Liebe auf den ersten Blick, ich wünsche euch alles Gute und hoffe wirklich, das mit euch hält noch ein Weilchen." Dann dreh ich mich um und laufe weiter. Aber wenn ich ganz viel Glück habe, antwortet man mir mit: "Wie meinen Sie das, noch ein Weilchen?" Dann bleibe ich stehen, dreh mich langsam wieder zurück und sage: "Ach, wisst ihr, ihr seid so ein schönes Pärchen, es ist immer so traurig, wenn man denkt, man hat seinen Seelenverwandten gefunden und dann stellt sich heraus, dass er es nicht ist. Das ist so tragisch, wisst ihr, da kann man sich nämlich nie sicher sein, auch nicht nach Jahren. Ihr müsst wissen, die Zeit, ist nie auf eurer Seite. Es passiert nicht selten, dass Menschen eines Tages aufwachen und ihr ganzes Leben bereuen. Und dann denken sie nach, und sie erinnern sich an damals, als sie so verliebt mit ihrem Schatz im Park auf einer Decke saßen und die Welt hätte untergehen können, solange sie nur zusammen sind. Aber ihr Leben verlief ganz anders als sie es sich erhofft hatten. Und sie zweifeln an allem und bereuen es, sich damals nicht doch für jemand anderen entschieden zu haben. Sie sitzen in ihren Betten und realisieren, dass sie vielleicht noch zehn gute Jahre haben, bevor das Leben anfängt weh zu tun und, dass sie, wenn sie noch einmal leben wollen, handeln müssen. Darauf folgt dann meistens die Scheidung und beide sterben, nach jahrelanger Routine, einsam und alleine, in ihren kleinen 1-Zimmer-Apartments an einer Überdosis Schmerz. Aber euch beiden wird das nicht passieren, da bin ich mir sicher, wirklich." Dann sehe ich ihnen in die Augen und dann sehen sie sich in die Augen und dann schließe ich meine und drehe meinen Kopf ins Sonnenlicht, lächle und geh.

Aber genug jetzt davon, so oft kommt es ja nicht vor, dass ich gute Laune habe und außerdem, muss ich jetzt die Seelen kleiner...äh , ich meine, meine Katze füttern, also, einen schönen Freitag euch, ihr lieben.Wenn

Entschuldige bitte!

Alexander war viel größer und vermutlich auch schöner als ich. Erst ging er eine Woche mit Andrea und dann eine Woche mit Marie, immer abwechselnd. Soll er doch, dacht ich mir, solange er seine langen knöchernen Finger von Jana lassen würde. Jana und Weingummis in Form von Cola-Flaschen war alles an was ich in dieser aufregenden Zeit denken konnte und rein zufällig, stand Jana auch auf Weingummis in Form von Cola-Flaschen. Ich liebte ihr dabei zuzusehen wie sie auf ihnen herumkaute und ihr Schmatzen war für mich reinste Befriedigung. Selbstverständlich würdigte sie mich keines Blickes, vermutlich wusste sie nicht einmal meinen Namen. Ich war schon immer der klassische Außenseitertyp, der maximal einen Kumpel hatte, der der einzige Grund war, warum ich beim Sportunterricht nicht als letzter gewählt wurde.
Auf den Trägern ihres Rucksacks standen, mit weißem Edding geschrieben, Buchstabenfolgen wie H.D.G.D.L und sie zeichnete Diddl-Mäuse auf dem dazu passenden Papier, die sie dann mit ihren Freundinnen tauschte. Einmal kaufte ich von meinem Taschengeld einen Bleistift mit Diddl-Maus-Aufdruck, der am Ende einen Radiergummi hatte, der nach Erdbeere roch.
Ich legte ihn ihr auf den Tisch, als ich der letzte war, der zur Pause das Klassenzimmer verließ und freute mich auf ihre Reaktion. Als dann die Pause vorüber war und sie den Stift auf ihrem Platz fand, zeigte sie ihn sofort ihrer Freundin, sah zu Alexander und fing an zu tuscheln. Alles verlief also genau nach Plan, wie immer.
Im Klassenzimmer saß ich ihr schräg gegenüber, da unsere Tische in Form eines Hufeisens aufgestellt waren, aber es gab einfach keinen Grund für sie je in meine Richtung zu sehen, es sei denn, Alexander, der zwei Tische neben mir saß, machte wieder eine von seinen superlustigen Bemerkungen, die natürlich wieder die gesamte Klasse in lautes Gelächter ausbrechen ließ. Ich hasste ihn. Es war, als würde das Hufeisen an der Stelle, wo mein Kumpel und ich saßen, ein Loch haben. Egal von welcher Seite Arbeitsblätter durchgegeben wurden, wir bekamen sie stets als letzte. Meine Versuche ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen scheiterten kläglich und ein paar Wochen später sah ich sie händchenhaltend mit Alexander über den Pausenhof flanieren. Sie schrieben sich kleine Zettelchen während des Unterrichts, die sie natürlich mit dem Bleistift schrieb, den ich für sie gekauft hatte, aber diesmal schien das Loch für die Weitergabe für einen kurzen Moment aufzuhören zu existieren, und fing an Teil eines streng geheimen Übermittlungssystems zu sein. Alles was ich noch tun musste, war den richtigen Moment abzuwarten. Als ich es schließlich schaffte, einen der Briefchen zu öffnen, radierte ich vorsichtig die Drei hinter der Eins weg und schrieb dafür eine Fünf. Mädchen hassten es wenn man sie versetzt. Lieber Alexander, hiermit entschuldige ich mich aufrichtig für mein Verhalten, und falls du das hier liest, ÄTSCHI BÄTSCH.

Fell in Love with your Arbeitsvermittler ♡

"Na, Herr Lenthe, wie geht es Ihnen nach diesen drei Monaten, haben Sie endlich verstanden, dass Sie niemals gewinnen können? Sie können es gerne versuchen, wieder und wieder, aber merken Sie sich bitte eins, an uns, haben sich schon ganz andere die Zähne ausgebissen, und die sahen um einiges gesünder aus als Sie."

"Drei Monate? Wow, wie die Zeit vergeht. Ich hab die ganze Zeit geschlafen, dabei wollt ich so sehr leiden. Ich hatte mir einen Leid-Kalender gebastelt, extra für Sie. An jedem Tag,  wären meine Mundwinkel immer ein Stückchen weiter gesunken, dann hätte ich ein Foto von mir gemacht und Ihnen per E-Mail geschickt, damit Sie es sich jeden Morgen ansehen können, und sagen: "Geil, dem hab ich's wieder gezeigt, wie er leidet, diese Verschwendung von Steuergeldern an diesen Ausgestoßenen, pah,Abschaum! Bald sind seine Mundwinkel ganz unten, dann hab ich ihn soweit, ooohh ja, dann hab ich ihn so weit, das wird ein Fest." Das wäre sehr schön gewesen, glauben Sie mir, ich hätte es Ihnen wirklich gegönnt, ich möchte, dass es Ihnen gut geht. Ich weiß ja wie schrecklich es sein muss, jeden Tag in diesem kleinen Büro zu sitzen, wenn selbst Ihre Zimmerpflanze Ihnen nicht mehr zuhören mag. Da hilft auch kein Wasser, kein Licht, sie lassen alle die Blätter fallen. Und diese Kollegen erst, schrecklich. Sie haben Angst, ich weiß es, ich weiß wie Angst duftet. In der großen Pause sitzen Sie dann immer alleine, und obwohl niemand etwas sagt, haben Sie doch immer das Gefühl, dass über Sie getuschelt wird. Wenn Sie an einem heißen Sommertag wieder total verschwitzt die Treppen hinauf stürzen, um der Erste am Kaffeautomat zu sein, und wenn Ihnen dann noch der Hemdzipfel ganz locker aus der Hose lugt, dann ist sowieso wieder alles zu spät. Also, das nächste Mal, wenn Sie mich mit
 612€ im Monat leiden sehen wollen, geben Sie mir bitte etwas Vorbereitungszeit, ich möchte mich Ihnen mit aller Hingabe, Kraft und Lebenszeit widmen dürfen, es soll sich ja lohnen, für Sie, und für mich. Ich liebe Sie, ich liebe Sie wirklich."

Es könnte so einfach sein..

So, bald ist die Zeit des unverschuldeten Strafhungerns und Geldleihens vorbei und ich darf wieder voll und ganz dem glitzernden Leben, ausschweifenden Fressorgien und exzessiven  Rauscheskapaden frönen. Hach, es könnte so einfach sein, sagen sie, aber ich glaube kein Wort, das sich über ihre keksbekrümmelten Lippen schleppt. Wenn ich mir nur Kekse hätte leisten können, sähe die Sache vielleicht anders aus. Doch aus irgendeinem Grund trauen sie dir und deinem mittlerweilen verkrüppelten Körper nicht und sanktionieren dich für drei Monate. Es reicht ja nicht, dass man sich den Körper kaputt schuftet, man soll sich dann bitte auch noch schnellstmöglich unter die nächste Veranda verkriechen und leise sterben. Nein, hab ich gesagt, noch bin ich ja hier und wenn ihr mir nicht glaubt, dann tun es bestimmt andere, Ärzte zum Beispiel und Menschen, die wissen wie es ist, wenn man ihnen nicht glaubt. Um das Glauben, geht es euch ja bekanntlich auch nicht, vielmehr geht es euch um  Behaupten und Widersprechen, immer wieder widersprechen, ja, das könnt ihr gut, damit versucht ihr uns müde und traurig zu machen. Ich weiß wovon ich rede, es klappt jedes Mal. Doch diesmal, wird es anders sein. Diesmal sammle ich all meine Tränen, meine Wut und meinen Hunger, und dann, und dann, dann fällt mir schon irgendwas ein. Es wird groß, richtig groß.

Sparen leicht gemacht:

Wenn es für ein Käsebrot nicht mehr reicht, weil man eine Woche gelebt hat, dann schlafe ich einfach für den Rest des Monats und begebe mich in einen Zustand völliger Bewusstlosigkeit und Leere. Vielleicht ist es ja besser dem Leben mit Zuckerstückchen bespickter Naivität zu begegnen, als sich darüber Gedanken zu machen, wie lange das so noch gut geht. Man benötigt schon einen gewisse masochistische Grundhaltung um nicht sofort aus dem Fenster zu springen. Genieße den Schmerz, genieße das Leid, sie sind dir gute Gefährten. Sie bleiben bei dir auf dem Weg vom Bett zur Toilette und passen gut zwischen Brustkorb und Schädel. Ich liebe euch!

Dann bist du wieder du.

Und dann, ganz plötzlich, denkst du dir, ok, heute ich ziehe ich mal dieses schicke, weinrote Jacket an, das seit 5 Jahren auf der Kleiderstange hängt, und du sitzt Tucholsky lesend, mit Dosenpils und Fluppe im Mundwinkel, extrem cool am Vorplatz des Germanischen Nationalmuseums, und eine Mutter fragt dich, ob du ein paar Minuten auf ihre Tochter aufpassen kannst, sie müsse nur kurz in das Geschäft auf der anderen Straßenseite, und für einen kurzen Moment versuchst du heraus zu finden, ob du noch an physikalische Gesetze gebunden bist, schließt die Augen, um dich an einem schönen Gedanken festzuhalten, doch nichts passiert, und du stehst noch immer mit beiden Beinen auf dem Boden, und dann drückst du die Fluppe aus und stellst das Pils beiseite, und  wirst von einem unheimlichen, fremdartigen Gefühl überwältigt, das du vielleicht als Verantwortung interpretieren möchtest, und du siehst ihrer Tochter zu, wie sie am Wasserspiel spielt, und bist bereit sie gegen die ganze Welt zu verteidigen, und dann kommt ihre Mutter wieder, bedankt sich bei dir, und du ziehst die nächste Fluppe aus der Schachtel, greifst nach dem Pils und Tucholsky, und dann, bist du wieder du, und du denkst, ok, es ist, wie es ist.

Jetzt wissen es alle!

Ok, gut, ich hab mich heute noch nicht geduscht, aber dieser Gestank, dieser aufdringliche Gestank kann einfach nicht von mir kommen, das ist unmöglich, es sei denn, ich hätte mir vor zwei Wochen zwei tote Tauben unter die Arme gebunden. Die Frau vor mir stellt sich vor ihren Einkaufswagen, so, dass er zwischen uns steht und sieht mich immer wieder an. NEIN, ich bin das nicht gute Frau! MEINE GÜTE, WAS FÜR EIN GESTANK. Hinter mir ein Typ. Naja, Männer können die widerlichsten Wesen sein die es gibt, ich weiß das, aber in der Einkaufsschlange flatulieren, mh, auszuschließen ist es nicht. Jetzt riechen es alle und alle sehen sich um. Sie versuchen die Quelle des Gestanks auszumachen und sind damit beschäftigt vorwurfsvoller als die andern zu kucken. Jeder ist verdächtig, jeder.
Das Gesicht der Kassiererin verzieht sich in immer kürzer werdenden Abständen, die Frau vor mir versucht immer mehr Abstand zu gewinnen und der Gestank wird auch immer schlimmer. Ich bin an der Reihe. Es ist kaum noch zu ertragen und die Kassiererin atmet nur noch durch den Mund. Es fällt ihr spürbar  schwer die Artikel über die Kasse zu ziehen ohne sich dabei zu erbrechen.  Ich bezahle, unsre Blicke treffen sich, es ist qualvoll, nicht auszuhalten. Ich sehe nach links zur Nebenkasse. Eine junge Mutter ist sichtlich gestresst. Hektisch verstaut sie ihre Einkäufe in dem Netz des Kinderwagens, während ihr Kind schreit als wüsste es, was es bedeutet am Leben zu sein. Die Quelle des Gestanks, ganz sicher. Das Leben stinkt, und jetzt wissen es alle

Viel Glück, du wirst es brauchen.

Ok, natürlich hat man mit einem gewissen Alkoholpegel die Möglichkeit sich Dinge einzureden über die man nüchtern nicht einmal nachdenken würde, aber wenn du nach deinem vierten Gin Tonic,  wirklich denkst, dass du nur in den Club gehen brauchst, wenn du Lust auf Sex hast, wie damals, als du 23 warst, dann irrst du dich gewaltig. Die Zeiten sind vorbei, sieh dich mal an, du bist jetzt 33 und siehst genauso aus wie du dich fühlst. Nicht nur, dass du morgen früh zweimal sterben musst ehe du dich an deinen Namen erinnern und auf die Toilette gehen kannst, nein, auch deine Versuche jemanden kennenzulernen zaubern längst kein Lächeln mehr auf die Gesichter der Frauen, und überhaupt, kannst du froh sein, wenn du noch wahrgenommen wirst. Alles hat sich verändert, denkst du, dabei bist du es, der sich verändert hat. Siehst du das, genau da, wo der gutaussehende Kerl, diese gutaussehende Frau küsst, genau da, standest du auch mal. Damals, als du diesen verruchten Heroin-Chic hattest, und du jede Frau haben konntest die du wolltest, sogar wenn sie mit jemanden zusammen war, und sie gemeinsam auf deine WG-Party kamen und du sie im Badezimmer gevögelt hast, während sich ihr Freund mit billigem Wodka betrank. Jetzt hängt die Plautze über den Hosenbund und du lockerst ein wenig die Gürtelschnalle bevor du dich hinsetzt, du weißt schon, wegen den Druckstellen und so. Ja ja, du könntest ja noch wenn du wolltest, ein bisschen Sport, ein bisschen weniger hiervon, ein bisschen mehr davon und alles....Schwachsinn, das willst du seit Jahren. Die Frauen in deinem Alter sind verheiratet und haben Kinder, haben Karriere, oder sind seit Jahren in einer Beziehung, oder haben keine Lust auf Beziehung, oder auf dich, oder wollen einfach nur Freunde sein. Aber du musst jetzt nicht traurig sein, bitte, du bist ja nicht alleine, du hast...naja, du....also zumindest geht es anderen Menschen genauso, und wenn nur eine Frau dabei ist, die genauso kap..ich meine, besonders ist, wie du, dann wirst auch du...ach, du weißt schon was ich meine. Jedenfalls, viel Glück.

Dienstag, 4. Juni 2019

Der Heizungstyp und Stromableser zählen nicht.

Es macht überhaupt nichts eine Aversion gegen das Abwaschen zu haben, und es macht erst Recht nichts einen Teller auf den Boden zu stellen, ein Brötchen zu essen, über  den Teller zu stolpern und alle Krümel in der Wohnung zu verteilen, weil du meistens nackt, und deshalb barfuß bist. Du kannst den Teller auch einige Male wieder verwenden ohne ihn abzuspülen, das härtet ab, und ist gut für dein Immunsystem, aufpassen solltest du aber, wenn dein Verhalten phobieähnliche Züge annimmt. Es könnte passieren, dass du sämtliches Geschirr und Besteck verwendest, und dein Interesse daran weniger ist, als für Werbeprospekte namhafter Möbelhäuser, die es, trotz deines neuen Reklame-Nein-Danke-Schildes, doch immer irgendwie wieder schaffen in deinem Briefkasten zu landen. Würden sie dir wenigstens neue Teller und ab und an eine Gabel einwerfen, könntest du darüber hinwegsehen, aber so, stapelt sich seit Wochen der Abwasch und es wird immer schwieriger ihn zu ignorieren. Nicht selten kam es vor, dass nach Jahren des konsequenten Sträubens, Geschirr und Besteck lebendig wurden, und sich zu einer unaufhaltsamen Allianz zusammenschlossen, die ihre Besitzer im Schlaf in kleine Häppchen schnitten. Wenn du also nicht vor hast auf diese Art und Weise zu sterben und vielleicht wirklich mal Besuch bekommen willst, der länger bleibt als nötig, der Heizungstyp und Stromableser zählen nicht, dann entscheide dich einfach für die klassische Variante. Besorge dir ein paar Gummihandschuhe, Spülmittel, falls nötig Atemschutz und lege dein Geschirr und Besteck in die Badewanne. Spüle nun mit heißem Wasser zuerst sämtliches Leben weg, gib dann 4-5 Esslöffel Spülmittel deiner Wahl hinzu, vergiss nicht den Stöpsel und lasse die Wanne, ebenfalls mit heißem Wasser, bis zu Hälfte voll, so, dass alles unter einer schönen, weißen, Schaumdecke bedeckt ist. Warte eine dreiviertel Stunde, ziehe den Stöpsel und spüle mit klarem Wasser nach. Gegebenfalls kann es erforderlich sein, hier und da, noch etwas Hand anzulegen. Stelle dir dabei einfach das Gesicht des Menschen vor, der zu Besuch kommt und dich für dein sauberes Geschirr bewundert und wieder anfängt sich für dich zu interessieren. Vielleicht entdeckst du so den Wert deiner Arbeit und siehst über verkrustete Essensreste hinweg. Falls du es geschafft haben solltest, ohne Sinnkrise, alles sauber zu bekommen, freue dich auf die nächsten Wochen, bis es wieder heißt: "Sorry, aber ich habe heute schon etwas anderes vor." oder, "Gehen wir doch zu mir, da ist es gemütlicher!".