Uninteressantes aus dem Alltag/Ernsthaftes über das man lachen kann/Dinge, die jedem passieren können,oder nur mir.
Dienstag, 30. Juli 2019
Du bist groß, und schön.
Nur die Post holen, nur nachsehen, ob der Tag dir gehört, oder jemandem, den du nicht kennst. Dessen Name in der Kopfzeile des Schreibens steht, und dessen Gesicht du dir fies grinsend hinter einem altmodischen Computer aus den 90ern vorstellst. Mit vier verschiedenfarbigen Textmarkern, mit Kugelschreibern, Bleistiften mit Radiergummi, und stets griffbereiten Büroklammern auf dem Tisch. Mit einem kleinen Kalender in dem Tage wie "Tag des Baumes", oder "Tag des Lachens" eingetragen sind, während er dasitzt, und seine fettigen Hände über die Tastatur schmieren, und laut auflacht, wenn er die Wörter: Nachzahlung, Abgelehnt, und Sanktion, schreiben darf. Doch du hast Glück, der Briefkasten ist voller Reklame, und die kommenden 24 Stunden gehören nur dir. Du bist deswegen nicht glücklich, aber wenigstens nicht traurig, und das ist mehr, als du erwarten kannst. Du beschließt deshalb etwas Mark Twain im Stadtzentrum zu lesen, und gerade, als du dachtest, dass es nicht immer darum geht zu gewinnen, sondern meistens darum, nicht zu verlieren, macht dir deine alte, russische Nachbarin, mit den rotorange getönten Haaren, ein Kompliment, welches du erst absichtlich überhörst, dann aber nachfragst, und dich schließlich bedankst. So groß, und schön sollst du sein, und wenn sie jetzt 40 Jahre jünger wäre, dann, aber da verabschiedest du dich schon, lächelst, und wünscht ihr einen schönen Tag. Jetzt kann dich nichts mehr aufhalten, du bist groß, und schön, und wenn die Bank dir deinen Plastikbeutel voller Kupfermünzen wechselt, kannst du dir vielleicht ein Baguette, und eine Flasche Wein leisten.
38°C Nürnberg
Unter der Markise der Franchise-Bäckerei haben sich einige Tauben versammelt. Ihre Flügel sind versengt, und viele liegen bereits regungslos in den Ecken. Sie hatten sich vom Fleisch verwesender Körper ernährt, die ausgedörrt auf den Straßen lagen, doch jetzt sind es nur noch Gerippe. Es ist kein Wasser mehr in den Brunnen, der Fluss liegt trocken, und die Wasserhähne still. Sämtliche Supermärkte wurden geplündert, und niemand kann sagen wann es wieder regnet. Noch vor einer Woche fuhren Fahrzeuge der Bundeswehr durch die Straßen, die versucht hatten, die Einwohner mit Trinkwasser zu versorgen, doch als die Rationen immer kleiner wurden, brach das Chaos aus. Die Menschen töteten ihre Haustiere um ihr Blut zu trinken, dann griffen sie sich gegenseitig an. Einige vermuteten letzte Wasserreserven in einem nahegelegenen Stützpunkt der Armee, und schlossen sich zusammen, um ihn zu überfallen, doch bis jetzt, habe ich keinen von ihnen wieder gesehen. Ich bin alleine. Ich habe überlebt, weil ich getötet habe. Ich weiß nicht wie lange ich noch durchhalte, aber wer auch immer das hier liest, ich hätte gerne einen riesigen Eisbecher mit Sahne, und einen großen Eistee, danke.
Fridays for Future
"Aber wir müssen den Planeten retten, wir haben nur diesen einen!"
"Ich sag dir jetzt mal was, der Mensch hat keinerlei biologischen Mehrwert, er ist reiner Konsument. Er wird geboren, frisst was er zwischen die Zähne bekommt und stirbt. Der absolute Räuber, das Endprodukt einer langen Kette zufälliger Ereignisse. Nur vor einem muss er sich fürchten, der letzte Fressfeind der ihm bleibt, die Logik. Er fragt sich ständig warum, und verzweifelt daran. Seine bloße Existenz zwingt ihn sich selbst, sein Dasein, und die Welt, ja, sogar das gesamte Universum in Frage zu stellen, bringt er doch durch sein Handeln so ziemlich alles aus dem Gleichgewicht. Man könnte der Evolution in diesem Fall durchaus eine gewisse Art von Humor zusprechen, wäre die Lage nicht so ernst. Doch hat man einmal die Bedeutungslosigkeit bloßer Existenz hinter sich gelassen, fängt das Leben richtig an Spaß zu machen. Lasst uns übermäßig viel Fleisch essen, lasst uns den Wald rohden und den Rest anzünden, heizen wir unsere Häuser mit Dinosauriern, und fahren mit dem SUV Schnaps und Zigaretten holen. Ich möchte in jeder Stadt so viele Waffenläden wie Fastfood-Restaurants, und Reklame im Briefkasten, in der ich Coupons finde, mit denen ich zu jedem Super-Doublesize-Sparmenü, eine Waffe und einen Karton Schnaps gratis bekomme. Wofür sollen wir denn kämpfen? Für die Zukunft unserer Kinder, bis die, für die Zukunft ihrer kämpfen?
Falls wir es schaffen sollten zu überleben, bis wir in der Lage sind den Planeten zu verlassen, ehe sonst was passiert, was dann? In einem fast unendlichen Vakuum vor sich hin vegetieren, großartig. Lasst uns in den Abgrund springen und feiern, lasst uns feiern, und sterben."
"Sag mal, hast du heute morgen schon gefrühstückt?"
"Ich sag dir jetzt mal was, der Mensch hat keinerlei biologischen Mehrwert, er ist reiner Konsument. Er wird geboren, frisst was er zwischen die Zähne bekommt und stirbt. Der absolute Räuber, das Endprodukt einer langen Kette zufälliger Ereignisse. Nur vor einem muss er sich fürchten, der letzte Fressfeind der ihm bleibt, die Logik. Er fragt sich ständig warum, und verzweifelt daran. Seine bloße Existenz zwingt ihn sich selbst, sein Dasein, und die Welt, ja, sogar das gesamte Universum in Frage zu stellen, bringt er doch durch sein Handeln so ziemlich alles aus dem Gleichgewicht. Man könnte der Evolution in diesem Fall durchaus eine gewisse Art von Humor zusprechen, wäre die Lage nicht so ernst. Doch hat man einmal die Bedeutungslosigkeit bloßer Existenz hinter sich gelassen, fängt das Leben richtig an Spaß zu machen. Lasst uns übermäßig viel Fleisch essen, lasst uns den Wald rohden und den Rest anzünden, heizen wir unsere Häuser mit Dinosauriern, und fahren mit dem SUV Schnaps und Zigaretten holen. Ich möchte in jeder Stadt so viele Waffenläden wie Fastfood-Restaurants, und Reklame im Briefkasten, in der ich Coupons finde, mit denen ich zu jedem Super-Doublesize-Sparmenü, eine Waffe und einen Karton Schnaps gratis bekomme. Wofür sollen wir denn kämpfen? Für die Zukunft unserer Kinder, bis die, für die Zukunft ihrer kämpfen?
Falls wir es schaffen sollten zu überleben, bis wir in der Lage sind den Planeten zu verlassen, ehe sonst was passiert, was dann? In einem fast unendlichen Vakuum vor sich hin vegetieren, großartig. Lasst uns in den Abgrund springen und feiern, lasst uns feiern, und sterben."
"Sag mal, hast du heute morgen schon gefrühstückt?"
Discounterliebe
Das leise Zischen der Glasschiebetüren, der lässige Blick zur Kassiererin, ihre toten Augen, und das angenehm kühle Klima, ich komme gerne hier her. Minutenlang stehe ich in der Obst- und Gemüseecke, erfreue mich an der kleinen Auswahl, oder wiege, einfach nur zum Spaß, jede faulige Weintraube. Ich berausche mich an den Sonderangeboten in der Aktionskühltruhe, und wenn ich einen 30%-Rabattsticker auf einer Packung Käseaufschnitt entdecke, treffen sich zwei Tränen auf meiner Wange. Auch das Piepsen des Backautomaten habe ich heimlich aufgenommen, um abends besser einschlafen zu können. Es dauert höchstens fünf Minuten, und sofort träume ich von leckeren Brezen und Baguettes. Es kommt vor, da gehe ich drei- bis viermal täglich einkaufen, nur, um mich anstellen zu können. Besonders samstags, gen Abend, wenn die Schlange am längsten ist, stelle ich mich an, und kaufe mir nichts außer ein Päckchen Halsbonbons. Und wenn der Moment gekommen ist, in dem matt schimmernde Münzen von der einen in die andere Hand wechseln, und sie sich, in einem kurzen Augenblick der Lebenslust, berühren, dann weiß ich, das Leben ist schön, hier werde ich verstanden. Ich komme wieder, versprochen.
Wohlfühlfaktor
Viele von meinen Sätzen, beginnen mit: "Ich weiß nicht.", und meistens, folgt dann ein: "...ich mach das nach Gefühl." Wie oft man Bettwäsche waschen sollte, entscheide ich daher nach der Anzahl der Flecken, also dem bekannten "Wohlfühlfaktor", und, je nach dem, wie viele Nachbarn sich in die Waschliste eingetragen haben. Auch die Herkunft des Flecks spielt dabei eine entscheidende Rolle. Linsensuppe wäre da ein passendes Beispiel, welches sofortige (am nächsten Tag) Maßnahmen erfodert, sollte es auf Grund eines alkoholisierten Zustandes mit der Löffel-zum-Mund-Koordination wider Erwarten nicht mehr ganz so gut geklappt haben. Auch die Currywurst verschwindet ganz schnell zwischen den Laken (schmeckt auch noch kalt am nächsten Morgen), und hinterlässt dementsprechende Spuren nächtlicher Fressattacken. Da Dreh-und Angelpunkt meines Lebens das Bett ist, und ich auf gar keinen Fall essen im Bett, als negativ konnotiert wissen möchte, empfehle ich mundgerechte Häppchen, welche weder Flüssigkeit verlieren, oder benötigen. Käsebrote (Achtung, kein Schmierkäse) sind deswegen sehr zu empfehlen. Natürlich, gibt es auch die Möglichkeit einfach ohne Laken bzw. Decken-und Kopfkissenbezug dahinzusiechen, diese Variante erweist sich allerdings als sehr radikal, da bei massiver Verschmutzung meist keine Chance auf rückstandslose Entfernung besteht. Falls Sex Bestandteil deines Lebens ist, oder du es in naher Zukunft als erstrebenswert erachtest welchen zu haben, ist eine Diskusion über die Häufigkeit des Waschen hinfällig. Hier gilt die Regel, einmal pro Woche, und je nach Zustand.
Heute wird also wie folgt verlaufen:
Waschliste checken, und enttäuscht auf Freitag warten, um zwischen 16Uhr und 17Uhr endlich waschen zu können.
Suppe machen, und im Bett essen.
Flecken verreiben.
Später schreiben und noch später neue Songs im Proberaum aufnehmen.
Bier trinken.
Bier trinken.
Bier trinken.
Döner kaufen und nach Hause fahren.
Im Bett essen.
Flecken verreiben.
Kein Sex.
Schlafen.
Aufwachen.
Enttäuscht bis Freitag warten.
Heute wird also wie folgt verlaufen:
Waschliste checken, und enttäuscht auf Freitag warten, um zwischen 16Uhr und 17Uhr endlich waschen zu können.
Suppe machen, und im Bett essen.
Flecken verreiben.
Später schreiben und noch später neue Songs im Proberaum aufnehmen.
Bier trinken.
Bier trinken.
Bier trinken.
Döner kaufen und nach Hause fahren.
Im Bett essen.
Flecken verreiben.
Kein Sex.
Schlafen.
Aufwachen.
Enttäuscht bis Freitag warten.
Wir müssen eine Lösung finden.
"So, Herr Lenthe, es ist mal wieder soweit. Was haben Sie denn in den letzten Monaten so getrieben?"
"Ich habe mich intensiv darum bemüht aufzustehen, so, wie Sie es mir aufgetragen haben, ich habe mir wirklich Mühe gegeben, und heute, hat es zum ersten Mal geklappt, vielen Dank."
"Herr Lenthe, so kann das mit Ihnen nicht weitergehen, Sie sind jung, Sie haben ihr ganzes Leben noch vor sich!"
"Aber ich habe doch schon 33 Jahre hinter mich gebracht, wie lange soll ich denn noch..."
"Herr Lenthe, wir müssen eine Lösung für sie finden. Sie können nicht den ganzen Tag nichts tun, Sie müssen ihren Beitrag leisten, denken Sie doch mal an andere."
"Aber bitte, ich denke an nichts anderes. Bevor ich hierher gekommen bin, habe ich die ganze Zeit an Sie gedacht. Ich denke ehrlich gesagt jeden Tag an Sie, deswegen habe ich es auch geschafft aufzustehen, und habe Ihnen dieses Gedicht geschrieben, nur für Sie."
"Vielen Dank, aber ich..."
"Warten Sie, ich habe es gleich hier, hören Sie zu!"
"Herr Lenthe, ich..."
"Heute muss ich früh aufstehen
Ich bin schon ganz begeistert
Heut werd ich dich wieder sehen
Das macht mich froh und heiter
Wie du da sitzt in deinem Stuhl
So wunderschön und lässig
Ich wünschte ich könnt du jetzt sein
Dann wär es nicht so stressig
Ich schenk dir auch mein Lächeln
Es gehört dir ganz allein
Doch wenn du es nicht haben willst
Dann fahr ich wieder heim
Drum schreib ich dir hier dies Gedicht
Und hoffe es gefällt
Wenn du mich rufst dann komme ich
Ganz frisch und wie bestellt"
"Das ist..."
"SIE HASSEN ES ODER? LOS, SAGEN SIE ES SCHON, SIE HASSEN MEIN GEDICHT."
"Bitte beruhigen Sie sich!"
"NEIN, SIE HASSEN MICH, SIE HASSEN MICH UND MEIN GEDICHT, ES HAT MICH SO VIEL KRAFT GEKOSTET, ICH LIEBE SIE."
"Ziehen Sie sofort ihr Hemd wieder an Herr Lenthe!"
"LOS, TUN SIE ES SCHON, REIßEN SIE MIR MEIN HERZ RAUS, ICH FLEHE SIE AN, ICH KANN SO NICHT WEITERLEBEN, TUN SIE ES, LOS!"
"Hallo Security, kommen Sie bitte ins Zimmer 213, ich werde..
"LOS, WORAUF WARTEN SIE DENN NOCH?"
"SO, SCHLUSS JETZT FREUNDCHEN, ANZIEHEN UND MITKOMMEN!"
"NEIN, MEIN GEDICHT, SIE MÜSSEN SICH MEIN GEDICHT..."
"ABFÜHREN!"
"Ich habe mich intensiv darum bemüht aufzustehen, so, wie Sie es mir aufgetragen haben, ich habe mir wirklich Mühe gegeben, und heute, hat es zum ersten Mal geklappt, vielen Dank."
"Herr Lenthe, so kann das mit Ihnen nicht weitergehen, Sie sind jung, Sie haben ihr ganzes Leben noch vor sich!"
"Aber ich habe doch schon 33 Jahre hinter mich gebracht, wie lange soll ich denn noch..."
"Herr Lenthe, wir müssen eine Lösung für sie finden. Sie können nicht den ganzen Tag nichts tun, Sie müssen ihren Beitrag leisten, denken Sie doch mal an andere."
"Aber bitte, ich denke an nichts anderes. Bevor ich hierher gekommen bin, habe ich die ganze Zeit an Sie gedacht. Ich denke ehrlich gesagt jeden Tag an Sie, deswegen habe ich es auch geschafft aufzustehen, und habe Ihnen dieses Gedicht geschrieben, nur für Sie."
"Vielen Dank, aber ich..."
"Warten Sie, ich habe es gleich hier, hören Sie zu!"
"Herr Lenthe, ich..."
"Heute muss ich früh aufstehen
Ich bin schon ganz begeistert
Heut werd ich dich wieder sehen
Das macht mich froh und heiter
Wie du da sitzt in deinem Stuhl
So wunderschön und lässig
Ich wünschte ich könnt du jetzt sein
Dann wär es nicht so stressig
Ich schenk dir auch mein Lächeln
Es gehört dir ganz allein
Doch wenn du es nicht haben willst
Dann fahr ich wieder heim
Drum schreib ich dir hier dies Gedicht
Und hoffe es gefällt
Wenn du mich rufst dann komme ich
Ganz frisch und wie bestellt"
"Das ist..."
"SIE HASSEN ES ODER? LOS, SAGEN SIE ES SCHON, SIE HASSEN MEIN GEDICHT."
"Bitte beruhigen Sie sich!"
"NEIN, SIE HASSEN MICH, SIE HASSEN MICH UND MEIN GEDICHT, ES HAT MICH SO VIEL KRAFT GEKOSTET, ICH LIEBE SIE."
"Ziehen Sie sofort ihr Hemd wieder an Herr Lenthe!"
"LOS, TUN SIE ES SCHON, REIßEN SIE MIR MEIN HERZ RAUS, ICH FLEHE SIE AN, ICH KANN SO NICHT WEITERLEBEN, TUN SIE ES, LOS!"
"Hallo Security, kommen Sie bitte ins Zimmer 213, ich werde..
"LOS, WORAUF WARTEN SIE DENN NOCH?"
"SO, SCHLUSS JETZT FREUNDCHEN, ANZIEHEN UND MITKOMMEN!"
"NEIN, MEIN GEDICHT, SIE MÜSSEN SICH MEIN GEDICHT..."
"ABFÜHREN!"
Standort eines Bestattungsinstituts
Ich weiß es nicht. Ich meine, wer weiß sowas schon. Ich hätte hingehen können und fragen, hätte gefragt warum, oder ob das Absicht, ob strategisch bewusst gewählt usw., aber vielleicht hätte er, hätte sie, gar nicht gewusst, wären eben einfach nur da gewesen, wie jeden Tag. Wie jeden Tag, an dem ich vorbeilaufe und denke, und schweige, nur laufe und schaue, und andersherum. Also, ich würde einfach hingehen und fragen, und mich als erstes entschuldigen:
"Entschuldigen Sie bitte, darf ich Ihnen einmal eine Frage stellen?"
Genaus so würde ich es machen,und dann...
"Sehr gerne."
Und dann weiter:
"Wissen Sie, was hier vorher für ein Laden drin war, also, bevor Sie, und, hat das einen Grund, warum genau hier, inmitten von Discountern, Pizzarien, Bäckerein, hier sprießt doch das Leben?!
"PSSSSCHT!"
"Ach, ich verstehe, jetzt verstehe ich, das Altersheim, das Altersheim ist es, hab ich recht?"
"PSSSSCCHHHHT"
"Ja, ganz leise, ganz leise bin ich, pssssssccchht."
"Entschuldigen Sie bitte, darf ich Ihnen einmal eine Frage stellen?"
Genaus so würde ich es machen,und dann...
"Sehr gerne."
Und dann weiter:
"Wissen Sie, was hier vorher für ein Laden drin war, also, bevor Sie, und, hat das einen Grund, warum genau hier, inmitten von Discountern, Pizzarien, Bäckerein, hier sprießt doch das Leben?!
"PSSSSCHT!"
"Ach, ich verstehe, jetzt verstehe ich, das Altersheim, das Altersheim ist es, hab ich recht?"
"PSSSSCCHHHHT"
"Ja, ganz leise, ganz leise bin ich, pssssssccchht."
Der eine so zum andern.
"Da kannst du froh sein, sag ich dir, wirklich froh, dass du deine Ruhe hast. Zumindest dieser einen Falle "Familie" bist du entkommen, wenn auch mit zahlreichen Narben, aber dein Leben, dein Leben hast du gerettet und musst es nicht mehr teilen, es gehört dir ganz allein. Was hätte ich gejubelt, wenn Vater früh verstorben und Mutter mein Bild durch das des Liebhabers getauscht. Alles hätte ich getan, genügend Gründe zu haben sie auf ewig zu verfluchen, und so bald als möglich das Haus zu verlassen. Gerne wäre ich mit geballten Fäusten dagestanden, mit einem Kopf voll Hass und einem Magen voll Traurigkeit. Hätte ich nur ein Mal die Möglichkeit gehabt so wütend zu sein wie du, hätte nur ein Mal nicht gewusst wohin, obwohl mir ein Schlüssel um meinem Halse hing. Und jetzt hast du niemanden und bist frei, frei, und ganz für dich, und musst nichts, und niemand sagt dir mehr. Wie glücklich musst du sein, ohne diesen Käfig der Verwandschaft, ohne die Sonntage, ohne Geburtstage (das sind immer die schlimmsten), und niemals lügen, nie erfinden müssen, immer ehrlich nein sagen, wenn es dir nicht passt, das will ich auch, das will ich auch. Ich wünschte, ich..."
"Du bist nicht glücklich, dass sich jemand sorgt, der Acht gibt, und nur dein Glück zum Ziele hat? Genießt du nicht die Herzlichkeit zu Tisch, das gemeinsame Sein, und die Erinnerung, festgehalten in Bildern, die du deinen Kindern zeigst, und lehrst was Zusammenhalt bedeutet? Bist du nicht außer dir vor Freude das Gelächter deiner Kinder zu hören, wenn sie auf den Wiesen tollen und zanken, und die Welt entdecken, wenn sie auf Mutter und Vater, auf Großmutter und Großvater vertrauen dürfen und wachsen? Du musst froh darüber sein, für alle, die es nicht sein können. Und wehre den Fäusten und der Finsternis, sie sind nicht deine Freunde."
"Du bist nicht glücklich, dass sich jemand sorgt, der Acht gibt, und nur dein Glück zum Ziele hat? Genießt du nicht die Herzlichkeit zu Tisch, das gemeinsame Sein, und die Erinnerung, festgehalten in Bildern, die du deinen Kindern zeigst, und lehrst was Zusammenhalt bedeutet? Bist du nicht außer dir vor Freude das Gelächter deiner Kinder zu hören, wenn sie auf den Wiesen tollen und zanken, und die Welt entdecken, wenn sie auf Mutter und Vater, auf Großmutter und Großvater vertrauen dürfen und wachsen? Du musst froh darüber sein, für alle, die es nicht sein können. Und wehre den Fäusten und der Finsternis, sie sind nicht deine Freunde."
Die Dame von der Tanke
"Tach"
"Na, is ja schon dunkel draußen"
"Ja, gut so, is nich mehr so heiß, wa. Ich nehm die vier Bier und den hellen Pueblo, komplettes Paket, bitte."
"Die grünen Gizeh warn das, wa?"
"Yep."
"Du, sach ma, das letzte Mal, als du dawarst ..."
"Ja?"
"Das waren ganz schöne Assitussn, die du da dabei hattest."
"Was, wieso, hä?"
"Na, die eine hat so laut gerülpst, da ham die Scheiben gewackelt."
"Haha, nene, alles gut, die sin cool, easy"
"Also als Frau, wenn man da so rülpst, ich meine, als Mann, ist das ja..."
"Wie als Mann, is doch egal, assi, is assi, is assi, gleiches Recht für alle, verstehste?!"
"Na, meinetwegen, 8, 87€ macht das."
"Mach 9€, ich muss los."
"Bis denn."
"Bis denn."
"Na, is ja schon dunkel draußen"
"Ja, gut so, is nich mehr so heiß, wa. Ich nehm die vier Bier und den hellen Pueblo, komplettes Paket, bitte."
"Die grünen Gizeh warn das, wa?"
"Yep."
"Du, sach ma, das letzte Mal, als du dawarst ..."
"Ja?"
"Das waren ganz schöne Assitussn, die du da dabei hattest."
"Was, wieso, hä?"
"Na, die eine hat so laut gerülpst, da ham die Scheiben gewackelt."
"Haha, nene, alles gut, die sin cool, easy"
"Also als Frau, wenn man da so rülpst, ich meine, als Mann, ist das ja..."
"Wie als Mann, is doch egal, assi, is assi, is assi, gleiches Recht für alle, verstehste?!"
"Na, meinetwegen, 8, 87€ macht das."
"Mach 9€, ich muss los."
"Bis denn."
"Bis denn."
Mittwoch, 3. Juli 2019
Smalltalk-Montag
Noch eineinhalb Stunden, bis dieser Tag für immer verloren ist. Tagsüber ist es zu heiß, um sich darüber zu beschweren, dass es zu heiß ist, also sagen wir es gleichzeitig, als wir uns sehen. Wir sitzen und trinken, trinken und sitzen, versichern uns immer wieder, wie heiß es war, und hören eine Coverversion von "Girl From the North Country". Jemand kommt auf uns zu, begrüßt uns, stellt seine tragbare Box, aus der eine Art italienischer Reggae zu hören ist, vor uns ab, und beginnt zu reden. Ich drücke auf Pause. Wir kennen ihn nicht, aber er scheint nett zu sein. Er gibt uns immer wieder die Hand, nennt uns "Fratello", und fragt, wo man Bier kaufen könne. Einer von uns erklärt ihm den Weg zur Tankstelle auf deutsch und englisch, er antwortet auf italienisch, und ist 15min später mit Bier und Jägermeister zurück. Er kommt aus "Sicilia", und spricht es genau so aus. Mir fällt ein sizilianisches Lied ein, das ich vor Jahren gehört hatte, und er fängt an mitzusingen. Er sagt, es sei sogar in einem besonderen Dialekt gesungen, und wir stoßen gemeinsam an. Dann muss er gehen. Wir umarmen uns, fast muss er weinen, doch er klopft sich rechtzeitig mit der Faust aufs Herz. Er sagt immer wieder "Fratello", und wir verabschieden uns, nicht ohne uns zu schwören, dass wir uns wieder sehen. Ich drücke auf Play, immer noch "Girl From the North Country". Bis jetzt wissen wir nur, wie heiß es heute war, und setzen unser Gespräch fort. Jemand kommt auf uns zu, begrüßt uns, und ich drücke auf Pause. Wir geben uns die Hände, und ich frage nach Feuer. Wir kennen ihn nicht, aber er scheint nett zu sein. Er möchte wissen, wie es sei, in Barcelona zu leben, und ob ihm 2000€ reichen, bis er einen Job und Wohnung gefunden hätte. Ich frage ihn, ob er spanisch spricht, und er verneint. Ein Mann, hörbar Engländer und sichtlich betrunken, stoppt im Vorbeigehen, und fragt, wie er in den Redlight-District komme. Unser Gast, ist ihm freundlicherweise behilflich, und entschließt sich kurzer Hand mitzugehen. Wir verabschieden uns, niemand weint. Ich drücke auf Play, immer noch "Girl from the North Country". Es ist Dienstag, und gestern war es heiß.
Dienstag, 2. Juli 2019
Einlochen?!
Ständig hatte ich den Mund voll von scharfen Mentholkaugummis, um im richtigen Moment vorbereitet zu sein. Einmal stand sie vor mir am Billardtisch, presste ihren Körper gegen meinen, und forderte mich zu einer Partie auf. Sie flüsterte mir ins Ohr, dass sie jetzt richtig Lust hätte auf "Einlochen", also nahm ich mir selbstbewusst das Stück Kreide, rieb damit die Spitze des Queues ein, und antwortete ihr, dass sie sich auf etwas gefasst machen könne. Erst als ich das Spiel gewonnen, und ein paar Jahre später darüber nachdachte, wurde mir meine Niederlage bewusst. Im Alter von 16 Jahren waren die meisten schon weiter als ich. Sie erzählten von wildem Petting und Knutschereien, und ein paar der Jungs klauten sogar regelmäßig, die getragenen Höschen ihrer Freundinnen. Mein Kumpel und ich verbrachten Nachmittage damit Altpapier-Container nach Schmuddelheften, mit Namen wie "Praline" und "Blitzillu", zu durchsuchen, oder lagen mit Taucherbrillen auf dem Grund des Schwimmbeckens. Nur ein Mal wollten wir eines dieser Mädchen küssen und berühren, doch falls jemand von uns den Mut aufgebracht hätte sie anzusprechen, hätten wir außer einem gestotterten "Ha-ha-hallo-o", vermutlich nichts zustande bekommen. Sie machten uns mit Lipgloss und bauchfreien Oberteilen völlig verrückt. Sie dufteten nach Parfüm und Hubba-Bubba, nach Phantasie und dem letzten gemeinsamen Sommer. Zwei Jahre später sollte ich dann, nach einer Stunde tolpatschigem Auf-und Abgerutsche, freundlich darauf hingewiesen werden, dass sie sich langsam etwas langweile. Das Leben war neu, es war aufregend, und schön, und voll von Möglichkeiten. Eine gute Zeit.
Zwischen Opernhaus und Rotlicht
Die Tomaten- und Gurkenschalen hätte er vom China-Imbiss, sagt er. Wenn er etwas Wasser bekäme, würde es nur ein paar Tage dauern, bis der Inhalt fermentiere, und er seine "Flasche" hätte. Ich schenke ihm ein Bier, frage ob er Wasser möchte. Er hält ein Stück Baguette in der linken Hand, mit der anderen die Krücke. Er beteuert, dass er Meth nur rauchen würde, niemals drücken, das mache in langsam, er hätte da etwas mit den Genen, bei ihm wirke es anders. Das Bier schütte er einfach mit in die Flasche, das wäre gar kein Problem. Das Stück Baguette liegt neben ihm in der Wiese, essen wird er es nicht. Er möchte erzählen, aber ich verabschiede mich und gehe weiter. Es ist heiß, sehr heiß, und ich sehe ihn nie wieder.
Kennst du mich noch?
Nach meinem Namen hatte sie gar nicht gefragt, als sie beiläufig erwähnte, während sie ihr langes, braunes Haar über ihre glänzende Schulter warf, dass sie anscheinend Eindruck hinterlassen habe, da ich ihren Namen, obwohl, wie ich anmerkte, mich eher an Gesichter als an Namen erinnere, noch wisse. "Kennst Du mich noch?", und ich sofort, "Ja, vor einem Jahr, es war Sommer, Julia, oder?". Sie sieht gut aus, sie weiß das. Ich versuche ihre Weiblichkeit zu übersehen, versuche mich so zu verhalten, als würde ich nicht sofort mit ihr ins Bett gehen, wenn sie es wollte, versuche so zu tun, als wüsste ich nicht, dass es dazu niemals kommen würde, sage ja, oder nein, und nicke. Es ist kein Spiel, zumindest ich kann nichts gewinnen, und meine Aufmerksamkeit, ist ihr sicher. Sie ist dem Wetter entsprechend gekleidet, vielleicht ein bisschen weniger, ich verdecke meinen Körper, drehe mich nie ins Profil, es fällt mir schwer zu atmen. Dann fällt mir nichts mehr ein, und sie steht auf,und geht. Ich bin nicht enttäuscht, ich gebe ihr recht, wenn ich könnte, würde ich auch.
Was hast du gesagt?
Nichts hat sich verändert, absolut nichts. Falls die Evolution sich irgendwann dazu entscheiden sollte, das männliche Geschlecht als eigenständiges Individuum zu entsorgen, kann man sie dazu eigentlich nur beglückwünschen. Im Grunde, ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis sich abseits von der Version Mann/Frau, intelligentes Leben entwickelt. Ein sich selbst reproduzierendes Geschöpf, welches derart fortgeschritten ist, dass es den männlichen Anteil auf das bloße produzieren von Sperma dezimiert. Dieses ständige voreinander Aufplustern und Vergleichen von Kraft und Ausdauer, diente einmal dazu, dass meist nur potentiell gesundes und starkes Erbmaterial die Chance erhielt zu überleben. Heute ist das anders, heute haben wir, auch wenn gerade das männliche Pendant davor zurückschreckt, Verstand, dessen wir uns bedienen können, bevor wir in Situationen geraten, in denen wir uns fragen, was denn jetzt der eine Mann zum anderen Mann gesagt, und vor allem, wie er das genau gemeint habe, als er sagte, er solle den Geschlechtsakt mit seiner eigenen Mutter vollziehen. Es werden Orte vorgeschlagen, die sich oft vor irgendwelchen Türen beflnden, an denen ein klärendes Gespräch gesucht wird, oder wahlweise an Ort und Stelle diskutiert. Derlei Unterhaltungen enden nicht selten einseitig und oder in einem Raum, den andere Männer auf-und zusperren. Sollten die Gesprächspartner jedoch zusätzlich über die Macht verfügen, welche es ihnen ermöglicht ein ganzes Land oder Kontinent in ihren Disput zu verwickeln, tragen die Konsequenzen meist die, die gar nicht wissen worum es überhaupt geht. Liebe Evolution, sag mir bescheid wenn es soweit ist, ich suche mir dann einen geeigneten Platz, und schlafe friedlich ein, DANKE♡
Oma?
Seit neuestem sitzt sie im Außenbereich des kleinen Cafés neben Netto, trägt einen exzentrisch großen, schwarzen Hut, raucht Kette, und wirft den Leuten fiese Blicke zu. Um sie herum scheint ein natürliches Schutzschild zu existieren, denn die anderen Gäste sitzen mindestens einen Tisch entfernt, während sie nach jedem Zug hustet, und man meinen könnte sie sei besessen. Ich schätze, sie ist der 90 näher als der 80, aber sie macht nicht den Anschein, als würde sie das sonderlich interessieren, und überhaupt, habe ich eher den Eindruck, dass sie gerade rechtzeitig fliehen konnte, ehe sie von den Bewohnern der Stadt, von einer Klippe geschubst, oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt wäre. Sie ist nicht sehr groß, sitzt leicht gebückt, und trägt die Zigarette im Mundwinkel, wie ein Accessoire, und es steht ihr ausgezeichnet. Ich gehe an ihr vorüber, ihr Kopf hebt sich leicht, gerade so, dass ihre blitzenden Augen knapp unter der Hutkrempe zu erkennen sind, dann sieht sie mich an, und lächelt. Ich möchte mich zu ihr setzen, möchte sie fragen ob ich wach bin, aber ich habe zu viel Respekt, und hoffe, dass ich es nicht bin. Dann, Realität. Die Schiebetüren öffnen sich, die Temperatur fällt auf kühle 15°C, und Butterkäse ist im Angebot. Ich überlege mir noch einmal, mich zu ihr zu setzen, doch als ich den Supermarkt wieder verlasse, ist sie bereits verschwunden. Das nächste Mal, wenn ich sie sehe, setze ich mich zu ihr, auf ein, zwei Fluppen, oder gehe in Flammen auf, wenn sie das möchte.
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