Dienstag, 30. Juli 2019

Der eine so zum andern.

"Da kannst du froh sein, sag ich dir, wirklich froh, dass du deine Ruhe hast. Zumindest dieser einen Falle "Familie" bist du entkommen, wenn auch mit zahlreichen Narben, aber dein Leben, dein Leben hast du gerettet und musst es nicht mehr teilen, es gehört dir ganz allein. Was hätte ich gejubelt, wenn Vater früh verstorben und Mutter mein Bild durch das des Liebhabers getauscht. Alles hätte ich getan, genügend Gründe zu haben sie auf ewig zu verfluchen, und so bald als möglich das Haus zu verlassen. Gerne wäre ich mit geballten Fäusten dagestanden, mit einem Kopf voll Hass und einem Magen voll Traurigkeit. Hätte ich nur ein Mal die Möglichkeit gehabt so wütend zu sein wie du, hätte nur ein Mal nicht gewusst wohin, obwohl mir ein Schlüssel um meinem Halse hing. Und jetzt hast du niemanden und bist frei, frei, und ganz für dich, und musst nichts, und niemand sagt dir mehr. Wie glücklich musst du sein, ohne diesen Käfig der Verwandschaft, ohne die Sonntage, ohne Geburtstage (das sind immer die schlimmsten), und niemals lügen, nie erfinden müssen, immer ehrlich nein sagen, wenn es dir nicht passt, das will ich auch, das will ich auch. Ich wünschte, ich..."

"Du bist nicht glücklich, dass sich jemand sorgt, der Acht gibt, und nur dein Glück zum Ziele hat?  Genießt du nicht die Herzlichkeit zu Tisch, das gemeinsame Sein, und die Erinnerung, festgehalten in Bildern, die du deinen Kindern zeigst, und lehrst was Zusammenhalt bedeutet? Bist du nicht außer dir vor Freude das Gelächter deiner Kinder zu hören, wenn sie auf den Wiesen tollen und zanken, und die Welt entdecken, wenn sie auf Mutter und Vater, auf Großmutter und Großvater vertrauen dürfen und wachsen? Du musst froh darüber sein, für alle, die es nicht sein können. Und wehre den Fäusten und der Finsternis, sie sind nicht deine Freunde."

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