Dienstag, 30. Juli 2019

Discounterliebe

Das leise Zischen der Glasschiebetüren, der  lässige Blick zur Kassiererin, ihre toten Augen, und das angenehm kühle Klima, ich komme gerne hier her. Minutenlang stehe ich in der Obst- und Gemüseecke, erfreue mich an der kleinen Auswahl, oder wiege, einfach nur zum Spaß, jede faulige Weintraube. Ich berausche mich an den Sonderangeboten in der Aktionskühltruhe, und wenn ich einen 30%-Rabattsticker auf einer Packung Käseaufschnitt entdecke, treffen sich zwei Tränen auf meiner Wange. Auch das Piepsen des Backautomaten habe ich heimlich aufgenommen, um abends besser einschlafen zu können. Es dauert höchstens fünf Minuten,  und sofort träume ich von leckeren Brezen und Baguettes. Es kommt vor, da gehe ich drei- bis viermal täglich einkaufen, nur, um mich anstellen zu können. Besonders samstags, gen Abend, wenn die Schlange am längsten ist, stelle ich mich an, und kaufe mir nichts außer ein Päckchen Halsbonbons. Und wenn der Moment gekommen ist, in dem matt schimmernde Münzen von der einen in die  andere Hand wechseln, und sie sich, in einem kurzen Augenblick der Lebenslust, berühren,  dann weiß ich, das Leben ist schön, hier werde ich verstanden. Ich komme wieder, versprochen.

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