"Sag mal, wie stehst du eigentlich zu diesem ganzen Klimawandel?"
"Ich glaube, es ist dem Klimawandel egal ob und wie ich zu ihm stehe."
"Aber was ist mit dem Planeten?"
"Der wird machen was er für richtig hält."
"Und das Leben, und das unserer Kinder?"
"Was soll damit sein, es gibt zu viele von uns, ganz einfach. Alle Eltern lieben ihre Kinder, zumindest die meisten und wünschen sich für sie eine bessere Zukunft , aber darum geht es nicht. Die Welt wird nicht besser, sie wird schlechter und sie wird erst recht schlechter umso mehr Menschen auf ihr leben. Das ist eine simple Rechnung. Ganz egal wer stirbt, es muss gestorben werden, das ist unausweichlich."
"Also, keine Kinder?"
"Zumindest nicht solange es keine Lösung gibt. Diese Welt fährt gerade zur Hölle, so etwas mute ich keinem Kind zu, das tun wir ja jetzt schon."
"Aber wenn es dein Kind ist, das die Lösung findet?"
"Das bezweifle ich stark."
"Du sagst also, dass diese Welt nicht mehr zu retten ist?"
"Nicht mit uns, und dann kann es uns ja auch wieder egal sein, weil es ja dann niemanden mehr gibt, der sich dafür interessieren könnte. Vielleicht ist der Mensch einfach dazu da. Vielleicht können wir ja gar nicht anders, als uns selbt zu vernichten und alles um uns herum, vielleicht ist das ja der natürliche Lauf der Dinge, sonst, denn wir wissen ja was wir tun und ändern trotzdem nichts, wäre es doch gar nicht soweit gekommen. Ich meine, welches Lebewesen besitzt die Macht das Ökosystem eines gesamten Planeten zu zerstören und sich selbst dazu, nur wir. Was glaubst du weshalb wir dazu in der Lage sind? Glaubst du die Evolution macht Fehler, glaubst du sie hätte uns solange spezialisieren und anpassen lassen wie wir es heute sind, mit diesen Fähigkeiten? Wir sind die Götter dieser verdammten Welt und wir werden sie vernichten, früher oder später. Wenn diese Welt brennt, und glaub mir, sie wird brennen, werden wir quasi der Rock 'n' Roll der Evolution gewesen sein, weißt du was ich meine? Live Fast Die Young. Scheiß drauf, es passiert sowieso."
"Ich habe morgen ein Vorstellungsgespräch."
"Du hast mir überhaupt nicht zugehört, oder? Komm, lass uns was trinken und sterben!"
"Na gut."
Uninteressantes aus dem Alltag/Ernsthaftes über das man lachen kann/Dinge, die jedem passieren können,oder nur mir.
Mittwoch, 18. Dezember 2019
Für immer wach.
Du sollst doch das Fenster schließen, wenn es kalt wird, du weißt doch, es gibt noch andere Lebewesen da draußen, denen ist genauso kalt wie dir. Aber wer nicht hören will...und schon werde ich von einer wunderschönen Frau, streichelnd, mit einer Feder in der Hand berührt. Sie fährt über meine Stirn, den Nasenrücken entlang, bis zum Kinn und wieder zurück, und kitzelt mich in den Ohren. Dann wache ich auf ehe die Spinne mir noch versucht in den Mund zu krabbeln. Guten Morgen Deutschland, jetzt bin ich für immer wach. Ich brauche Beschäftigung, ich muss vergessen, ich schlafe nie wieder, versprochen. Ab jetzt, nur noch im Stehen, in Intervallen, mit einem Auge offen, in mindestens fünf Insektennetze gewickelt.
3,50€ kein Problem
Du willst nicht da raus, doch du bist seit sieben Stunden hungrig. Alles an diesem Tag lässt dich daran zweifeln, dass es morgen besser wird oder zumindest irgendwann und du wartest nochmal zwei Stunden, bis du es endlich schaffst aufzustehen. Das Kleingeld reicht für heute, 3,50€, kein Problem. Denk daran: schnell rein, schnell wieder raus. Vermeide Blickkontakt, schau nur auf deinen Weg. Du kommst nicht von hier, du kennst niemanden und niemand kennt dich, keine Konversation, das Wetter spielt keine Rolle. Du stehst an der Tür, du zögerst, dein Puls steigt, aber der Gedanke an Spiegeleier gibt dir die Kraft, die du brauchst, um die Türklinke nach unten zu drücken. Fahrstuhl, Haustüre, an der Ampel warten, alles läuft plötzlich wie von selbst. Dein Lieblingsnetto ist für dich da. Zwei Kassen haben geöffnet. An einer davon sitzt die wunderschöne Kassiererin, mit der du das letzte Mal ungefähr eintausend Blicke gewechselt hast. Du siehst scheiße aus, um nicht zu sagen beschissen. Du siehst sie nochmal an, sie ist immer noch schön. Ok, du musst dich beeilen, um dich noch an der anderen Kasse anstellen zu können. Wo sind die Eier, fragst du dich, während du dir die Frage schon etwas traurig selbst beantwortest. Du warst zu langsam. Du hast doch nicht tatsächlich wieder dem Glück vertraut? Tzz, Anfänger. Ok, bleib cool, aber nicht zu cool, sei einfach ganz normal und versuche nicht zu schwitzen. Wenn du willst, tu so, als würde dir tatsächlich jemand eine Nachricht schicken, du weißt doch noch wie das war, erinnere dich. Sechs Eier und Baguette, 3,53€. Du weißt, dass dir drei Cent fehlen und, dass das alles war, was du hattest. Du suchst trotzdem in allen Taschen. Sie sieht dich an. Dein Puls beginnt wieder zu steigen, du bist kurz davor zu hyperventilieren, es sieht aus, als wäre all dein Blut in deinem Kopf und es würde für immer dort bleiben. Du lässt das Baguette an der Kasse. Für die Stornofreigabe muss sie eine Kollegin rufen. Alle warten, sie sieht dich an, sie ist immer noch schön, sie wartet, du wartest, der Rest der Schlange wartet. Alle warten solange, bis ihre Kollegin kommt und eine zweite Kasse öffnet. Du hast jetzt jeden Grund dich umzubringen, geh nach Hause und tu es endlich, immerhin hast du die Eier ja noch. Du zahlst und gehst und willst für immer hungrig bleiben, nur, um dich selbst zu bestrafen. Sie ist immer noch schön und du bist immer noch hungrig.
...and a happy new year
Das letzte Weihnachten erlebte er mit elf oder zwölf, danach hatte er nur noch Ferien oder Urlaub und wollte so weit weg wie möglich. Also hing er draußen rum oder versuchte seiner versoffenen Mutter aus dem Weg zu gehen, was bedeutete, dass er die Zimmertür hinter sich zusperrte, damit sie ihn nicht verprügeln, oder den Hund auf ihn hetzen konnte, wenn ihr wieder einfiel was für eine Enttäuschung er war. Einige Jahre später betrank er sich alleine, während die Anderen bei ihren Familien waren, aßen und Geschenke verteilten, und fand endlich den Mut, nach dem er die ganze Zeit gesucht hatte. Ehe man ihn fand, hing er knapp zwei Wochen in einem Weihnachtsmannkostüm von der Decke. Es war alles ganz still und leise, nur die Dekoration, die im Fenster hing, blinkte und wechselte unbeeindruckt von grün, auf rot, zu gelb, zu blau.
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