Dienstag, 3. September 2019

Hallo Deutschland

Ich weiß noch, als ich als siebenjähriger Junge auf amerikanischen Panzern herumkletterte, Hotdogs aß und Cola trank, eine Feldmütze trug, die ich von einer jungen, amerikanischen Soldatin geschenkt bekommen hatte, und Krieg noch eine coole Sache war. Einmal im Jahr war offene Tür in der ehemaligen SS-Kaserne (heute Z-Bau), neben der ich mit meiner Mutter gewohnt habe und aufgewachsen bin. Mit Tod und Zerstörung hatte Krieg für mich nichts zu tun, ich wusste nur, dass die "Amis" unsere Freunde sind und ihre Kaugummis nach Zimt schmecken. Jeden Sonntag standen sich, in einer 2x2m Wüste, zwei Armeen gegenüber, und beide passten sie, mit samt Artillerie, in einen kleinen Stoffbeutel. Es gab nie einen Sieger, genau wie heute. Irgendwann fuhr ich mit meiner Mutter, mit der U-Bahn, in die Stadt, und fragte sie was das für Kreuze seien, die auf dem Sitz neben uns gemalt waren. Sie sagte, dass sie Hakenkreuze genannt werden, und von Menschen gemalt werden, die andere Menschen nicht mögen, weil sie nicht hier geboren sind. Ich fragte sie, warum sie sie nicht mochten, und ob Mehmet hier geboren worden sei, und wenn nicht, ob sie dann auch etwas gegen ihn hätten, den Mehmet war schließlich mein bester Freund bei dem ich regelmäßig aß. Ich durfte nicht zulassen, dass ihm oder seiner Familie etwas zustößt, also klaute ich den dicken, schwarzen Edding meiner Mutter und strich sämtliche Hakenkreuze durch, die ich fand. Ich fühlte mich wie ein Superheld, der nach jedem durchgestrichenen Hakenkreuz stärker und stärker wurde. Heute bin ich erwachsen und seh sie noch immer, aber jetzt habe ich die WAHL und setze mein Kreuz dagegen.

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